8. März 2021 - Weltfrauentag

08.03.2021

Da sich am 8. März der Weltfrauentag zum 100. Mal gejährt hat, geht es in diesem Beitrag um das Frauenwahlrecht. Krista Horbrügger hatte dazu in der OMMA 17 einen Artikel verfasst:

"100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland

Am 12. November 1918 schlug die Geburtsstunde des deutschen Frauenwahlrechts, um das die Frauenbewegung jahrzehntelang hart gerungen hatte. Nach dem verlorenen Krieg und dem Sturz der Monarchie in Deutschland verkündete die vorläufige Regierung, bestehend aus Politikern der Sozialdemokratie (MSPD und USPD), dass alle Wahlen fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindesten 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen seien. Die reichsweite Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung wurde auf den 19. Januar 1919 festgelegt. Alle Parteien begannen mit einer speziellen Wahlwerbung für Frauen.
Die SPD z.B. sah die Frau als gleichberechtigte Partnerin des Mannes im Einsatz für eine sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft.
Die konservative, kaisertreue Deutschnationale Volkspartei hob ihre schützende Mutterrolle hervor.

36.7 Millionen Menschen waren in Deutschland wahlberechtigt, 83% gaben am 19. Januar 1919 ihre Stimme ab. Einen Sitz im Parlament erhielten von 423 Abgeordneten nur 37 Frauen. So konnte von einer auch nur annähernden Repräsentation der weiblichen Wählerschaft keine Rede sein, obwohl das Wahlrecht etwa gleich stark von beiden Geschlechtern in Anspruch genommen wurde. In der Nationalversammlung betonte die sozialdemokratische Abgeordnete Marie Juchacz (siehe Foto), die hier als erste Frau eine Rede hielt, dass die Frauen der Regierung nicht etwa Dank schuldeten, sondern dass sie den Frauen nur das gegeben habe, was ihnen bisher zu Unrecht vorenthalten worden sei.

Frauenwahlrecht auch in Neukirchen–Vluyn
Wie die Frauen in Neukirchen und Vluyn gewählt haben, wissen wir nicht. Doch in denjenigen Stimmbezirken Deutschlands, in denen getrennt nach Geschlecht abgestimmt wurde, wie z.B. in Köln, zeigte sich, dass Frauen insgesamt eher konservativ wählten. Die Bevorzugung der DNVP darf man auch für die Wählerinnen von Neukirchen und Vluyn vermuten. So hatte z.B. Elisabeth Doll, Tochter des Gründers der Waisen- und Missionsanstalt und Leiterin einer kleinen höheren Mädchenschule in Neukirchen, in mehreren Wahlveranstaltungen für die DNVP geworben und dabei speziell die Frauen angesprochen.

Keine der Bürgerinnen von N. und V. (ab 1928 der Doppelgemeinde) erreichte in den nachfolgenden Gemeinderäten der Weimarer Republik ein politisches Mandat, die Männer blieben im Ortsparlament unter sich. Erstmalig 1946, nach dem Ende der NS-Diktatur, saß unter den Mitgliedern des Kommunalparlaments von Neukirchen-Vluyn eine Frau. Es war Frau Gräser (Vorname nicht bekannt), die schon im November 1918 den Ortsverein derjenigen Partei mitgegründet hatte, die sich am stärksten für die Einführung des Frauenwahlrechts eingesetzt hatte: der SPD."

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